Als ich in mein Coaching Center spazierte, hörte ich wie eine Mutter zu ihrem Kind sagte: «Sei lieb zu Sabine!», welches wohl eine Schulkameradin des Mädchens ist. Was tun wir da?! Wir implizieren, prägen dem Kind ein, so wie du mit Sabine umgehst ist nicht ok, achte auf dein Verhalten, du bist nicht in Ordnung. Ich kenne die Vorgeschichte nicht, darum geht es mir auch nicht. Was holt die Mutter bereits früh morgens ins Feld und kreiert ein Problem, das zu diesem Zeitpunkt keines ist.
Was löst das in dem Kind aus? Widerstand? Schuldbewusstsein? Werde ich nur geliebt, wenn ich artig, lieb und nett bin? Muss ich angepasst sein, damit ich irgendwie gut durchs Leben komme und in der Gesellschaft akzeptiert bin? Wo sehnen wir Erwachsene uns, genau nach dieser Freiheit, diesem Standing im Leben? Wo verbiegen wir uns, um in der Gesellschaft dazu zugehören?
Als Eltern möchten wir unsere Kinder selbstbewusst, stark und mutig aus dem elterlichen Nest entlassen. Wenn sie selbstbewusst sind und ihre Meinung sagen, sind sie bockig, unangepasst, nervig und frech? Ist da nicht ein Widerspruch drin? Klar der Ton macht die Musik. Was wenn ich sage: «Ich finde dich mutig, dass du deine Meinung sagst, an der Formulierung und am Ton können wir noch arbeiten.»
Von früher kenne ich auch den Spruch:
Sei mal so lieb und (erledige… für mich)
Was ist an diesen Satz geknüpft? Welche Erwartungshaltung mit angehängter Verpflichtung steckt dahinter? Wenn ich es nicht tue, bin ich dann nicht lieb? Was ist lieb? Ist lieb sein angepasst sein, sei so wie wir dich haben wollen? Wenn du das tust bist du lieb, wenn nicht bist du böse?
Wie schnell sagen wir grossen Menschen Dinge einfach so daher und sind uns dem Sinn der Worte nicht bewusst? Was, wenn wir einfach mal reflektieren und uns klar werden, welche Botschaften in unseren Sätzen versteckt sind?
In diesem Sinne,
Daniela Schlegel